Der perfekte Schliff
Leider sind Edelsteine, wenn sie in ihrem Rohzustand gefunden werden, zumeist recht unansehnlich – stumpf, gräulich, einfach unspektakulär.
Erst durch die Hand eines erfahrenen Fachmanns kann daraus ein funkelndes Meisterwerk werden – die Betonung liegt jedoch auf „kann“! Denn es bedarf einer hohen Kunstfertigkeit und jahrelanger Erfahrung um aus einem Rohedelstein ein facettiertes Juwel zu erschaffen und nur ein wirklich geübtes Auge erkennt schon beim Anschauen eines Minerals, was daraus eventuell entstehen kann. Und selbst dann kann noch einiges schief gehen!
Jeder Edelstein ist anders
Jeder Edelstein hat ganz besondere Eigenschaften, die beim Schleifen beachtet werden müssen. Da ist zum einen die Spaltbarkeit, die schon einmal die Schneidrichtung und Größe des späteren Edelsteins diktiert. Besondere Effekte wie Farbwechsel, Einschlüsse oder starker Pleochroismus müssen schon beim Schneiden des Rohedelsteins beachtet werden, um die Voraussetzungen zu schaffen, überhaupt das bestmögliche Ergebnis erzielen zu können. Im Rohmaterial von Farbedelsteinen zeigen sich meist unterschiedliche Farben bzw. Farbtiefen auf den unterschiedlichen Seiten und so richtet der Schleifer den Stein vor dem ersten Schnitt darauf aus, am Schluss die schönste Farbe zu erhalten. Dies muss nicht immer die farbsatteste Seite sein, wie man vielleicht vermuten könnte, denn ein zu dunkler Edelstein verliert trotz gelungenen Schliffs unter Umständen an Ausdruckskraft.
Der Schleifer muss sich daher meist entscheiden, ob er zum Beispiel ein hohes Karatgewicht erhalten möchte und dafür vielleicht einen Einschluss in Kauf nimmt oder ob er einen möglichst reinen Stein schleifen möchte und dafür Gewicht opfert. Die Wahl des geeigneten Schliffs ist immer abhängig von der Form und der Qualität des Ausgangsmaterials. Den ultimativen einen Schliff, der als Nonplusultra für jedes Mineral gelten kann, gibt es also nicht.
Der richtige Schliff
Jedoch bieten sich einige Schliffe für bestimmte Edelsteine mehr an als für andere, einige wurden sogar über Jahrhunderte hinweg gezielt entwickelt. Einer der wohl bekanntesten Beispiele hierfür ist der Smaragdschliff, einem achteckigen Treppenschliff, der die Farbe und Eigenschaften eines Smaragds besonders gut zur Geltung bringen kann und auch dem Wuchs des Smaragdkristalls entgegen kommt. Den Brillantschliff, der ursprünglich für den Diamanten entwickelt wurde um dessen Brillanz und Feuer zu maximieren, findet man heute aber auch bei vielen anderen Edelsteinen. Letztendlich obliegt es also der Erfahrung des Edelsteinschleifers, den perfekten Schliff für jeden einzelnen Edelstein zu finden.