Edelsteine können einige interessante Phänomene aufweisen, aber es gibt einen „Special-Effect“, der eine ganz besondere Faszination auf mich ausübt: der Asterismus oder Stern-Effekt. Denn ist es nicht einfach wunderschön, das Licht über einen Edelstein tanzen zu sehen?
Besondere Voraussetzungen
Die Bezeichnung des „Asterismus“ leitet sich von dem griechischen Wort „aster“ ab, das für den „Stern“ steht. Auch für bestimmte Sternenkonstellationen wird übrigens der Begriff des Asterismus verwendet. Der Sterneffekt bei Edelsteinen entsteht ebenfalls nur bei ganz bestimmten Konstellationen: Nicht in jedem Mineral sind die Voraussetzungen für dieses Phänomen gegeben. Der Stern-Effekt wird durch die Reflexion von Licht an langen, nadelförmigen Einschlüssen hervorgerufen. Diese müssen mindestens in zwei unterschiedlichen Richtungen parallel verlaufen, damit der Effekt überhaupt zustande kommen und sichtbar werden kann. Verlaufen die Rutilnadeln vornehmlich nur in eine Richtung, nimmt das Auge dies als pupillenartigen Schlitz wahr, der an das Auge einer Katze erinnert – im Fachterminus Chatoyance oder Katzenaugeneffekt. Je dichter diese Einschlüsse im Mineral aneinander gedrängt, also je enger sie gepackt sind, desto schöner, klarer und schärfer erscheint der Stern. Es kommen natürlicherweise vier-, sechs- oder auch 12-strahlige Sterne auf Edelsteinen vor. Im Facettenschliff kommt der Stern überhaupt nicht zur Geltung, der Edelstein muss also als Cabochon, mit einer gut gewölbten Kuppe geschliffen sein. Die Oberfläche muss zudem gut poliert sein. Treten die Einschlüsse an die Oberfläche des Edelsteins, kann das zur Beeinträchtigung des Sterns führen. Eine Voraussetzung für ebenmäßige und schöne Sterne ist die gleichmäßige Anordnung der Rutilnadeln. Es muss also eine gewisse Ordnung im Chaos herrschen, sonst erscheinen die Sterne verzerrt.
Und noch etwas: Je diffuser die Lichtquelle ist, die auf den Edelstein trifft, desto unschärfer ist auch der Stern zu sehen. Am besten sieht man den Stern, wenn der Edelstein nur von einer, punktuell gerichteten Lichtquelle, bzw. von direkt einfallendem Licht beleuchtet wird. Bewegt man einen Edelstein mit Asterismus in einer solchen Lichtquelle, so gleitet ein geradezu mystischer Sternenglanz über seine Oberfläche.
Bei allem Streben nach Perfektion dürfen wir aber nicht vergessen, dass es sich hierbei um ein natürliches Phänomen auf einem über Jahrtausende natürlich gewachsenem Mineral handelt. Ist der Stern zu perfekt, kann es sich auch um eine artifizielle Nachbildung handeln. Bewegt sich der Stern bei Bewegung des Edelsteins im Licht gar nicht, kann er sogar aufgemalt oder eingeätzt sein. Daher kaufen Sie Edelsteine nur aus vertrauenswürdigen Quellen.
Der Stern im Zentrum
Auch den Schleifer stellt so ein Schmuckstück auf eine harte Probe. Zumeist wird der Edelstein so geschliffen, dass der Stern genau in der Mitte des Steins sitzt. Der Stern muss sein Zentrum jedoch nicht zwangsweise genau mittig haben, je nach Design des Schmuckstücks kann auch ein eher seitlich sitzender Stern seinen besonderen Reiz haben. Die Anordnung ist ebenso anhängig von dem Rohedelstein und auch der Vorliebe des Edelsteinschleifers. Um den Stern genau mittig zu platzieren, muss der Schleifer den Stein im Vorhinein genau unter die Lupe nehmen und entsprechend orientieren und ausrichten. Die größte Schwierigkeit liegt darin, die Region an der Oberfläche des Rohedelsteins zu identifizieren, die den bestmöglichen Asterismus im fertig geschliffenen Edelstein zeigen wird.
Berühmte Edelsteine mit Stern-Effekt
Bekannt sind diese besonderen Kostbarkeiten schon seit langer Zeit, bereits der römische Naturwissenschaftler und Schriftsteller Plinius der Ältere (ca. 23 bis 79 n. Chr.) erwähnte sie in seinem Werk Historia Naturalis. In den Museen dieser Welt – und natürlich auch in Privatbesitz – befinden sich einige Berühmtheiten mit Sterneffekt: Der De-Long-Sternrubin mit 100 Karat, der Eminent-Sternrubin mit unglaublichen 6456 Karat oder „Stern von Indien“ mit 563,35 ct zählen dazu. Die Geschichte des zuletzt genannten Saphirs hat mich übrigens so fasziniert, dass Sie hier an dieser Stelle bald mehr über seine bewegte Vergangenheit erfahren werden!