Haben Sie vom berühmten Diamanten „El Estanque“ schon mal gehört? Es handelt sich um einen Diamanten von wunderschöner blauer Farbe und rund 100 Karat Gewicht!
Es war König Phillip II. von Spanien, der in Antwerpen in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen Rohdiamanten kaufte. Er bezahlte dafür 80.000 Escudos. Man weiß nicht genau, ob der Diamant dann in Madrid oder in Sevilla geschliffen wurde. Es sei, wie es will, auf jeden Fall kam ein kleines Meisterwerk dabei heraus: ein wunderschöner, carré-geschliffener Diamant, von absoluter Klarheit mit einem verführerischen, tiefen Blau. Genannt wurde er „El Estanque“, das ins Deutsche übersetzt so etwas wie „Der Teich“ bedeutet.
Ein legendäres Juwel
Der Diamant wurde in ein Schmuckstück gesetzt, das später legendär wurde. Nicht nur wegen des Diamanten, sondern weil er in den Genuss der Begleitung einer der schönsten Perlen aller Zeiten kam: Die „Perla Peregrina“ (übersetzt „Pilger-Perle“), die damals ebenfalls von Phillip II. erworben wurde. Vieles wird über Phillip II. von Spanien erzählt, aber eines muss man ihm lassen: Der Mann hatte Geschmack! Die „Pilger-Perle“ war eine tropfenförmige Perle, fast 2 cm groß sowie von außergewöhnlicher Schönheit. Der Diamant wurde in eine aus 20-karätigem Gold gefertigte Brosche eingesetzt. Die große Perle wurde hängend unter den Diamanten gesetzt und vervollständigte die Einzigartigkeit der Brosche.
Das Juwel war das Hochzeitgeschenk von Phillip II. an seine dritte Gattin Isabel de Valois, aber es ist bekannt – dank eines Gemäldes – dass dieses Schmuckstück auch von Maria Tudor, der vorherigen Gattin Phillips, getragen wurde. Auf jeden Fall wurde dieses Schmuckstück als eines der wertvollsten der Sammlung der spanischen Krone bekannt. Und heute können wir es sogar auf mehreren Gemälden bewundern, nämlich auf solchen, auf denen Monarchinnen porträtiert wurden: Maria Tudor, Ana von Österreich, Margarita von Österreich und Isabel von Bourbon.
Für immer verloren
Als Joseph Bonaparte im Jahre 1808 die Macht in Spanien erlangte, änderte sich das Schicksal des Schmuckstücks. Das französische Abenteuer in Spanien war nur von kurzer Dauer und als Joseph aus dem Land flog, nahm er einen großen Teil der spanischen Schmuck-Sammlung mit. Die berühmte Brosche war auch dabei. Die „Pilger-Perle“ tauchte wieder auf, kehrte aber niemals nach Spanien zurück. 1969 wurde sie in einer Auktion vom Schauspieler Richard Burton für 37.000 Dollar erworben und ist somit in Liz Taylors Schmuck-Sammlung gelandet. Aber den wunderbaren Diamanten traf ein härteres Schicksal: nach unzähligen Käufen und Verkäufen, Verpfändungen und Besitzwechseln wurde er in kleinere Teile geschnitten. So vermied man, dass er erkannt und von der spanischen Krone beansprucht wurde. Man sagt, dass die Diamantenteile zur Sammlung der russische Zarenfamilie – der Romanows – gelangten. Heute ist es sehr schwierig herauszufinden, ob das wirklich so war. Der Schatz der Zaren ging zu großen Teilen während der bolschewistischen Revolution verloren. Wenn ich daran denke, dass ein 100-karätiger Diamant in kleinere Stücke zerteilt wurde, kriege ich Bauchschmerzen!
Blau fasziniert
Blaue Edelsteine sind sehr beliebt. Ein blauer Diamant ist was ganz besonders, aber die Vielfalt an blauen Edelsteinen ist groß. Ein zumeist helles Blau besitzt der Aquamarin. Um Aquamarine gibt es viele schöne Legenden, aber davon werde ich ein anderes Mal erzählen. Der Schweizblaue Topas zeigt ein tiefes Königsblau und sein Bruder, der Londonblauer Topas, ein etwas dunkleres, suggestives Blau. Ein sehr begehrter Edelstein ist der Tansanit mit seinem verführerischen Blau und vielen violetten Schattierungen. Kyanite aus Tibet verfügen über eine Farbe, die Experten wie Don Kogen mit der Farbe des blauen Kaschmir-Saphirs vergleichen. Also: an schönen blauen Edelsteinen fehlt es nicht. Im Gegenteil, hier sind wir geplagt mit der Qual der Wahl!